Mit dem Herzen knien – Was die Herzenshaltung der Anbetung meint

Mit dem Herzen knien – Was die Herzenshaltung der Anbetung meint

„Der Mensch ist das, was er vor Gott ist – und sonst nichts.“ Dieser Satz des heiligen Franziskus von Assisi ist nicht nur radikal, sondern auch radikal befreiend. Denn in der Anbetung stehen wir nackt und ehrlich vor Gott – ohne Masken, ohne Titel, ohne Leistung. Doch was meint eigentlich diese „Herzenshaltung der Anbetung“? Und warum ist sie zentral für eine eucharistisch geprägte Spiritualität?

Anbetung ist nicht Gefühl, sondern Beziehung

In einer Welt, die oft nur das Sichtbare zählt, ist Anbetung ein Protest der Liebe. Sie sagt: Ich bin nicht die Mitte. Du bist es, Gott. Diese Ausrichtung des Herzens ist kein Gefühl, das man „haben muss“, sondern eine Entscheidung: Ich erhebe nicht mich selbst, sondern dich. Ich höre auf, alles um mich selbst zu drehen – und lerne, mit dem Herzen zu knien.

Franziskus tat genau das: In der Krippe von Greccio, im Bruder Wind, im Leprakranken, im nackten Gekreuzigten – immer wieder beugte er sein Herz vor dem lebendigen Gott. Und nie tat er das distanziert oder theoretisch, sondern voller Nähe, Staunen und Liebe.

Eucharistie als Quelle der Anbetung

Für Franziskus war die Eucharistie der Ort schlechthin, an dem Gott sich klein macht – und uns einlädt, auch klein zu werden. In einem seiner Briefe schreibt er:

„Der Mensch soll sich demütigen, wenn er den allerhöchsten Sohn Gottes in den Händen des Priesters sieht – in der Gestalt des Brotes.“
(vgl. Franziskus, Brief an den gesamten Orden, Nr. 29)

Das ist mehr als äußerliche Ehrerbietung. Es ist eine Herzensbewegung: Wenn Gott sich so tief erniedrigt, um bei uns zu sein, wie könnte ich dann noch stolz oder gleichgültig vor ihm stehen?

Anbetung vor dem Allerheiligsten – sei es in der feierlichen Aussetzung oder im stillen Vorübergehen an der Kirche – wird so zum Akt der Gegenseitigkeit: Ich schenke mich Gott hin, weil er sich mir schon längst hingegeben hat. Ich schweige, weil sein Wort genügt. Ich knie, weil mein Herz weiß: Du bist größer.

Anbetung in franziskanischer Einfachheit

Franziskanische Anbetung ist einfach. Nicht inhaltlich „einfach gestrickt“, sondern innerlich leer – im besten Sinne. Sie braucht keine komplizierten Formeln, sondern ein hörendes Herz. Sie lebt von Stille, von Armut, von der Bereitschaft, sich unterbrechen zu lassen.

Ein echter franziskanischer Anbeter fragt nicht zuerst: „Was habe ich davon?“ – sondern: „Was verlangt die Liebe jetzt von mir?“ Und manchmal ist die Antwort: schweigen, verweilen, da sein.

Diese Herzenshaltung wird nicht sofort gelernt. Sie wächst. Sie wird geformt im Alltag, in der Treue, im Gebet mit dem Leib – beim Knien, Sitzen, Verweilen. Und vor allem: im Schauen auf Jesus.

Eine Herzenshaltung für heute

Vielleicht ist gerade unsere Zeit besonders hungrig nach solcher Anbetung. Nach Menschen, die nicht laut sind, sondern tief. Die nicht alles „machen“, sondern sich schenken lassen. Die sich unterbrechen lassen vom Blick Jesu in der Eucharistie – und verwandelt wieder hinausgehen.

Wenn du also das nächste Mal vor dem Allerheiligsten stehst – ob mit vielen Worten oder in der stillen Sehnsucht – dann denk daran: Anbetung beginnt dort, wo du aufhörst, dich zu erklären. Und wo du einfach da bist. Mit deinem ganzen Herzen. Vor dem, der dich zuerst angeblickt hat.


🕊 Praxisimpuls: „Anbetung to go“

Nicht immer können wir stundenlang vor dem Tabernakel verweilen – aber die Herzenshaltung der Anbetung kann mit uns unterwegs sein. Hier ein kleiner Impuls für den Alltag:

„Anbetung to go“ – in drei Atemzügen, um Erfahrungen aus der euch. Anbetung weiter mit in den Alltag zu nehmen 🙃

  1. Anhalten. Nimm dir einen kurzen Moment mitten im Alltag – an der Bushaltestelle, im Gehen, im Wartezimmer.
  2. Schauen. Richte innerlich deinen Blick auf Jesus – vielleicht mit einem Bild, einem kurzen Namen, einer Geste (z. B. die rechte Hand aufs Herz legen).
  3. Beten. Sprich leise oder innerlich:
    Einatmen: „Jesus, ich bete dich an.“
    Ausatmen: „Du bist gegenwärtig.“

Diese kleine Übung dauert nur wenige Sekunden – aber sie erinnert dein Herz daran, wer die Mitte ist. Und wer dich liebt. Mitten im Lärm. Mitten im Leben.


Mögliche Fragen für deine stille Zeit:

  • Wo bin ich eingeladen, mehr mit dem Herzen zu knien?
  • Was hindert mich, Gott wirklich anzubeten?
  • Wie kann meine eucharistische Beziehung im Alltag „weiteratmen“?

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